Hunde sieht man auf der Japanreise überall, aber auch alles für Herrchen oder Frauchens Liebling ist in Japan ohne weiteres zu erhalten. Vor dem Shibuya-Bahnhof in Tokyo wurde dem wohl bekanntesten Hund Japans sogar ein Denkmal gesetzt. Die Hachiko-Statue ist ein beliebter Treffpunkt im Trendstadtteil.

Fashion Dog in Tokyo
© WESTWARDS

Auf den Hund gekommen – Japaner lieben ihre Haustiere

Das Paar schaut zärtlich auf den Buggy und wippt ihn am Lenker sachte hin und her. Zu sehen ist nichts, allerdings wirkt er bei näherer Betrachtung irgendwie zu klein für ein Baby, fast wie ein Puppenwagen. Jetzt beugt sich die Frau nach vorne und eine kleine Hundeschnauze leckt ihr freudig entgegen.

Viele japanische Hunde müssen nicht mehr laufen, sie werden in speziellen „Dog-Buggys“ chauffiert, und auch sonst lassen es Herrchen und Frauchen an nichts fehlen. Seit einigen Jahren ist die Bevölkerung Japans rückläufig, immer weniger junge Paare bekommen Kinder. Dafür liegen seit Anfang des Milleniums Haustiere, allen voran Hunde, dicht gefolgt von Katzen, absolut im Trend. Trotz Rezession arbeiten Japaner überdurchschnittlich viele Wochenstunden, viele auch in ungesicherten Jobverhältnissen. Für eine richtige Familiengründung mit allen Verantwortlichkeiten fühlen sich die wenigsten bereit. Doch gegen die Einsamkeit hilft ein vierbeiniger Freund, und der vielleicht doch vorhandene Kinderwunsch lässt sich mit einem Hundebaby erst einmal beschwichtigen - preiswerter und ohne Langzeitverpflichtung.

Hund und Konsum

In den vornehmen Einkaufsmeilen der Metropole Tokyo fallen schnell die Boutiquen mit Hundekleidung auf. Nichts, was es dort nicht gäbe! Biker-Lederhosen, Burberry-Mäntel, Badeanzüge und Spitzendessous für die Hundedame. Nirgendwo sonst laufen Hundemode und Hunde-Accessoires von Marken wie Gucci, Hermes und Adidas so gut wie in Japan. In speziellen Hunderestaurants dürfen Hunde mit am Tisch sitzen. Träge gewordene Vierbeiner trainieren dann im Wellness-Club unter Anleitung eines Trainers, bevor sie sich unter den erfahrenen Händen eines Hundemasseurs entspannen. Und immer mehr Autobahnraststätten verfügen nicht nur über einen Hundeauslauf und eine Hundetoilette – soviel ist selbstverständlich! – sondern führen auch Hunde-Lunchboxen im Angebot.

Hachiko

Angesichts der Größe japanischer Wohnungen sind kleine und winzige Hunde wie Chihuahua und Zwergpudel besonders beliebt, oder auch japanische Rassen wie der Shiba Inu. Der wohl berühmteste japanische Hund aber, durch die Verfilmung mit Richard Gere auch im Westen bekannt, ist Hachiko, ein Akita.

Hachiko gehörte in den 1920er-Jahren einem Professor der Tokyoter Universiät und kam jeden Abend zum Bahnhof Shibuya, um sein Herrchen vom Zug abzuholen. Selbst nachdem der Professor während einer Vorlesung verstorben war, stand Hachiko über zehn Jahre lang weiterhin abends am Bahnhof. Im aufstrebenden Nationalismus der 1930er-Jahre wurde der "treue Hachiko" in Japan zum Inbegriff von Treue und Loyalität im Allgemeinen. Dies gipfelte 1934 in der Errichtung einer Hachiko-Bronzestatue an der Westseite des Bahnhofs Shibuya (heute Hachiko-Ausgang), an deren Einweihung der Hund selbst noch teilnahm. Heute ist die Hachiko-Statue, allerdings nicht mehr das Original von 1934, ein beliebter Treffpunkt für jung und alt.

Die Hundewelt vor neuen Herausforderungen

Wo Hunde wie Menschen werden, wird auch die Überalterung der Hundepopulation zum Problem. Die Windelfirma Unicharm hat deshalb ein neues Marktsegment erschlossen: Wegwerfwindeln für geriatrische Hunde. Der Clou daran ist, dass sie aussehen wie ein normales Hundekleidungsstück, so blamiert sich Fifi (oder Frauchen) im Hundeauslauf nicht. Für viele Japaner ist der Hund ein Familienmitglied geworden und entsprechend soll er auch über den Tod hinaus mit der Familie verbunden bleiben. Ein Bild auf dem Familienaltar ist Pflicht, und spezielle Tierfriedhöfe inklusive buddhistischen Bestattungsriten erfreuen sich großer Beliebtheit. Und wenn der Hund mein ein und alles ist? Dann gibt es Friedhöfe wie den Azusawa Boen, wo sich Herr und Hund über den Tod hinaus ein Grab teilen können.

WESTWARDS

 

Weiterlesen:

Asienspiegel: Im Land von Hachiko und Co.

Mehr aus dem Japan-Blog