Was für ein Gegensatz: der Friedenspark von Hiroshima, der an den grauenhaften Atombombenabwurf vom August 1945 erinnert, und nur 20 km entfernt die beschauliche heilige Insel Miyajima mit ihrem fotogenen roten Shinto-Schreintor im Meer, wo jahrhundertealte japanische Tradition fortbesteht. Beide Stätten gehören heute zum UNESCO-Weltkulturerbe und sind für viele ein Wunschziel auf der Japanreise.
Friedenspark und Atombombenkuppel
Hiroshima: Bei diesem Namen denken Menschen weltweit vor allem an den Abwurf der ersten Atombombe am 6. August 1945. Zur Erinnerung und Mahnung ist das damalige Innenstadtzentrum, das in Sekunden völlig zerstört wurde, heute ein Friedenspark mit Grünflächen, Denkmälern und einem Museum, das vor den Folgen von Atomwaffen warnt. Die ehemalige Industrie- und Handelskammer, das einzige etwas stabilere Gebäude, von dem immerhin eine Ruine stehengeblieben ist, ist heute als "Atombombenkuppel" das Wahrzeichen der Stadt Hiroshima.
Ein Spaziergang durch den Park mit seinen zahlreichen Gedenkstätten dauert etwa zwei Stunden. Neben dem Atombombendom sieht man das zentrale Gedenkkenotaph von Tange Kenzo für die ca. 300.000 Opfer der Atombombe sowie Mahnmale z. B. für die Kinder, die mobilisierten Studenten, oder die koreanischen Zwangsarbeiter. Das Denkmal für die Kinder, die Opfer der Atombombe wurden, ist der richtige Ort, um gefaltete Origami-Kraniche abzulegen: Diese sind nicht nur in Japan zum Symbol für Frieden und nukleare Abrüstung geworden.

Schloss von Hiroshima
Das umfangreiche, kürzlich neu gestaltete Friedensmuseum ist zwar sehr sehenswert und informativ, aber auch ziemlich erschütternd. Alternativ oder auch zusätzlich bietet sich auch ein Besuch im Dokumentationszentrum, ebenfalls im Friedenspark, an.
Wenn im Frühling die Kirschen blühen, ist der Friedenspark übrigens ein Meer von weißen und rosa Blüten und ein beliebtes Ziel der Einheimischen.
Miyajima
Schon die kurze Überfahrt mit der Fähre von der Hauptinsel Honshu durch die Inlandsee verzaubert: Hindurch geht es zwischen Austernbänken, am Torii, dem leuchtend roten Eingangstor zum Miyajima-Schrein vorbei, zum Anleger.
Der Schrein mit dem roten Tor im Wasser ist eine der meistfotografierten Sehenswürdigkeiten in Japan: Seit dem 12. Jh. stehen die Schrein-Gebäude auf Stelzen in die seichte Bucht gebaut, so dass der elegante Bau bei Flut gleichsam über dem Wasser zu schweben scheint, und das zinnoberrote Tor am Eingang zur Bucht sich im Wasser spiegelt. Der Weg durch das Tor ist der traditionelle Zufahrtsweg zu der heiligen Stätte.
Doch schon auf dem Weg vom Fähranleger zum Schrein stehlen handzahme Rehe der UNESCO-Sehenswürdigkeit die Schau: Die japanischen Shika stupsen die Besucher in die Seite, betteln um Essen und fressen schon mal einen Stadtplan aus der Jackentasche, oder noch frecher, ein Eis aus der Hand.
Nach der Besichtigung von Torii und Schrein warten die Pagoden und Tempel der Insel auf Erkundung. Sehenswert ist der weitläufige Tempel Daishoin am Hang mit unzähligen buddhistischen Figuren. Wer gerade genug von Tempeln hat, wandert in die Natur: Den gut 500 m hohen heiligen Berg Misen im Zentrum der Insel kann man in wenigen Stunden besteigen oder mit der Seilbahn hinauffahren. Oben gibt es weitere Tempelgebäude und eine Aussichtsplattform, auf dem Weg im Momiji-dani, dem Ahorn-Tal, warten vorwitzige wilde Affen, und im Herbst ist der Wald mit vielen roten Ahornbäumen besonders schön.
Miyajima lässt sich zwar ganz unproblematisch als Ausflug von Hiroshima aus gestalten, wer die Insel ohne die Tagestouristenströme erleben möchte, sollte aber auch eine Übernachtung vor Ort in Erwägung ziehen. Abends hat man den Blick auf den beleuchteten Schrein und das Torii dann ganz für sich.
Besonders stimmungsvoll ist der Besuch in Miyajima, wenn sich das Schreintor bei hoher Flut im Wasser spiegelt. Bei Ebbe erreicht man das Tor zu Fuß. Eine Gezeitentabelle, um den Besuch entsprechend dem Stand der Flut zu planen, gibt es online. (nur auf Japanisch).
Andenken und Gaumenfreuden
Hiroshima ist berühmt für eine besondere Art von Okonomiyaki: Während man die deftigen dicken Pfannkuchen mit viel Gemüse und Fleisch andernorts durchgemischt in einem Stück auf der heißen Platte brät, werden die Zutaten wie Teig, Nudeln, Fleisch und Gemüse in Hiroshima kunstvoll gestapelt. Ansonsten sind sie aber genauso lecker und sättigend.

Typische Köstlichkeiten in Miyajima, die in der Andenkengasse auf dem Weg zum Schrein verkauft werden, sind gegrillte Austern und süße Küchlein in der Form von Ahornblättern (Momiji-Manju). Traditionell sind sie mit süßer roter Bohnenpaste gefüllt, es gibt sie heute aber mit Schokoladen-, Pudding- oder auch Käsefüllung. Ein besonderes Andenken von der Insel Miyajima sind die breiten Reislöffel aus verschiedenen Holzsorten, die in keinem japanischen Haushalt fehlen.
Zeitplanung
Bei einer Japanreise von wenigen Wochen entfallen auf Hiroshima und Miyajima meist nur eine oder zwei Übernachtungen. Ein voller Tag reicht für die wichtigsten Sehenswürdigkeiten aus, und gerade weil sie räumlich klar voneinander getrennt sind, der Friedenspark in der Innenstadt von Hiroshima einerseits und Miyajima etwa 20 km entfernt andererseits, ist es auch gut möglich, mittags anzukommen und am nächsten Tag mittags weiterzufahren.
Dabei ist bei der Planung für die Reihenfolge beider Programmpunkte einerseits zu bedenken, dass die Flut zu stets unterschiedlichen Zeitpunkten eintritt, aber auch dass die Fahrt von und nach Miyajima etwas aufwändiger ist und sich nicht so genau planen lässt, etwa auf den Zug zur Weiterfahrt.
Anreise
Hiroshima liegt etwa 350 km westlich von Kyoto an der Shinkansen-Strecke (knapp 2 Std., häufige Verbindungen).
Nach Miyajima gelangt man von Hiroshima aus per JR-Lokalzug bis Miyajimaguchi (ca. 30 Min.) oder mit der Straßenbahn bis Hiroden-Miyajimaguchi (ca. 60 Min.). Sowohl JR als auch Hiroden betreibt eine eigene Fähre gegenüber vom jeweiligen Bahnhof, man kann also ein Einzelticket direkt bis zur Insel lösen. Der JR Rail Pass gilt auch auf der JR-Fähre, und entsprechend ist auch der Straßenbahn-Tagespass auf der Hiroden-Fähre gültig. Die Fähren fahren ca. 4-5 mal pro Stunde und brauchen nur 10 Minuten für die Überfahrt.
Mehr Infos zu Hiroshima und Miyajima auf Englisch:
https://www.hiroshima-navi.or.jp

