"Suzushii!!!", rufen die japanischen Besucherinnen erfreut beim Anblick des dichten Moosteppichs im Tempelgarten. Suzushii heißt "kühl", und die positive Assoziation erschließt sich erst im feuchtheißen japanischen Hochsommer so richtig. Bei Temperaturen von 35 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von über 80% – von Juni bis September der typische Wetterzustand –wirkt allein der Anblick von feuchtem grünem Moos erfrischend.

Torri des Itsukushima-Schreins, Miyajima

Postkarten gegen die Hitze

Den gleichen Effekt sollen Sommerpostkarten haben, die Japaner gerne in den heißesten Sommertagen, so gegen Ende Juli, verschicken: Pinguine und Eisbären, blau schillernde Wasser- und Poolszenen, Goldfische oder Wassermelonen und auch einfach ein Bild von einem Glas Bier. Öffnet man die Karte, hört man das satte Ploppen des Kronkorkens und dann den kühlen Gerstensaft ins Glas plätschern.

Zu dieser mentalen Abkühlung kommen im japanischen Sommer aber natürlich auch ganz reelle Maßnahmen hinzu. Züge und Läden werden mit Klimaanlagen heruntergekühlt, oft 10 oder gar 15° unter die Außentemperatur – daher empfiehlt es sich gerade bei der größten Affenhitze, immer eine dünne Jacke oder ein langärmliges Shirt dabei zu haben.

"Cool Business"

Eine Entwicklung im Zuge von Energiesparmaßnahmen ist es, dass die Angestellten in vielen Firmen heutzutage ohne Jackett oder zumindest ohne Krawatte arbeiten. 28°C gilt nach der Richtlinie des "Cool-Biz" (Cool Business) als Idealziel der Klimaanlage.

Selbst Geschäftsbriefe beginnen im Juli traditionsgemäß mit Einleitungsfloskeln wie "In dieser exzessiven Hitze" oder "Da es nun so brennend heiß ist", ein paar passende Varianten gibt das Schreibprogramm des Computers automatisch vor.

Ohnehin kann bei der sommerlichen Überhitzung niemand richtig arbeiten oder denken. Zahlreiche Fernsehsendungen beschäftigen sich daher mit der Sommermüdigkeit, "natsubate" (夏ばて): wie sie sich auswirkt, nämlich durch Müdigkeit und Schlappheit, und was dagegen zu unternehmen ist: Kalte Speisen und Getränke zu sich nehmen z. B., oder ein Windspiel im Garten aufhängen. Der Klang soll ebenfalls das Gefühl von Kühle vermitteln. Und wenn alles nichts hilft, muss man sich eben vor der besagten sengenden Hitze in regelmäßigen Abständen in klimatisierte Läden oder auch dauerhaft in die Bibliotheken flüchten. Wer sich von der Hitze nicht abschrecken lässt, der kann sich auf einige spezielle Highlights freuen, die es so eben nur im Sommer gibt.